T4_T3

Es wird gebeten, hier keinen detaillierten Technik-Bericht über eine Restaurierung eines T3-Bullis zu erwarten. Es geht hauptsächlich um die Geschichten drumherum!

Nennen wir ab jetzt mal den T3-Bus einfach nur „3G“, in Anlehnung an Vorbesitzer Germar-Günter Göddertz.

Germar, langjähriges Mitglied des VW-Bus-Club Koblenz, also einer der ganz Alten, erwarb den blaumetallic-farbenen Bulli mit Erstzulassung 24. Mai 1985 im Jahre 1996, setzte ihn als Zugfahrzeug für seinen Wohnwagen ein, um seiner jungen Familie etwas zu bieten, Wochenend- und Urlaubsfahrten mit dem Bulli.

Am 3. Mai 2014 übernahm dann Clubpräsident Manfred den rüstigen Transporter von Germar mit dem Ziel, dem Multivan sein wohlverdientes Gnadenbrot zu geben und um ihn in seine VW-Bus-Sammlung einzuverleiben. Diese besteht aus zahlreichen T1- und T2-Modellen, -es wird nun langsam Zeit sich auch der 3. Modellgeneration zu widmen.

Obwohl sich die Grundsubstanz von „3G“ erstaunlich gut erhalten präsentierte, stand fest, dass zunächst Blech- und Lack-Arbeiten in Angriff genommen werden sollten. Hier kann der VW-Bus-Club Koblenz auf die besten Beziehungen in Polen zurückgreifen (siehe Veröffentlichung VW-Scene 05/14, Seite 78 – 83). Die dortigen Profis haben bis auf eine Ausnahme* in der Vergangenheit schon Erschaunliches geleistet, -aus Edelschrott-Bullis wieder ansehnliche Liebhaber-Busse gezaubert.

Also, die Überführung von „3G“ nach Niederschlesien zur optischen Frischzellenkur stand an. „3G“ gut verzurrt auf dem Trailer startete Manfred gen Osten.

Dehler_T3Als Zugfahrzeug bemühte sich Manfred`s 94-er T4 Dehler Optima 5,4 mit seiner mageren 78-PS-Diesel-Motorisierung. Trotz aller Bemühungen des mit sich selbst schon überforderten Dehlers endete die Fahrt kurz hinter Eisenach, genauer Eisenach Ost, mit kapitalem Motorschaden. Wenn ein Ort schon „Hötzelsroda“ heißt!

OrtsschildWas tun? Zugfahrzeug Dehler mit festem Motor und (stellte sich später heraus) Riss im Block, Transportgut „3G“ in nicht fahrbereitem und abgemeldeten Zustand auf geliehenem Trailer, 440 km vom Ziel Polen und 350 km von der Heimat Koblenz entfernt. Nach mehreren hilfesuchenden, letztlich ergebnislosen Telefonaten Richtung Heimat nur ein Anruf nach Polen. Dort lies man sofort alle Werkzeuge fallen, startete mit Geländewagen und Monstertrailer nach Eisenach um dort zunächst das Restaurierungsobjekt „3G“ abzuholen. Damit zurück nach Polen, dann das Gleiche nochmals um den armen Dehler ebenfalls aufzuladen. 440 km x 4 = über 1.750 km, die die Jungs aus Polen im Rahmen dieser „Hilfsaktion“ innerhalb von 24 Stunden zurücklegten.

Dziękuję = Danke

Dank an Frank

Bereits schon lange vor der Wende bestanden Kontakte zu VW-Käfer und –Bulli-Sammler im Osten Deutschlands. Diese waren in den 80-er Jahren in Ungarn geknüpft worden. Hajo, Vizepräsident des VW-Bus-Club Koblenz, hatte dort auf einem Campingplatz Broschüren des Koblenzer Clubs unter das „fahrende Volk“ verteilt. Diese gelangten später in die Hände von Frank Brossmann, der in Steinbach-Hallenberg den „Thüringer VW-Käfer und –Bus-Club“ ins Leben gerufen hatte.

Über (analogen) Briefverkehr tauschte man sich damals noch zu DDR´s Zeiten aus und es wird sich daran erinnert, dass Clubaufkleber vom VWBC Koblenz zu dieser Zeit in Ostdeutschland sehr begehrt waren. Auch Werbekulis einer WEST-deutschen Zigarettenmarke, den Aufdruck „Let´s go WEST“ mit Isolierband abgeklebt, wurden vom Rheinland durch die Kontrollen der Behörden nach Thüringen gesandt.

Unmittelbar nach Öffnung der innerdeutschen Grenze machte sich Manfred Klee in einem grauen T1 namens „Hektor 1“ auf den Weg zu Frank. Eine bis heute anhaltende Freundschaft begann.

Während der Wessi Manfred die Liebreize ostdeutscher Architektur besonders in Oberhof und Erfurt studieren konnte, zum erstenmal in seinem Leben auch von Frank in eine noch nach Stasi riechenden Sauna geschleppt wurde, lernte der Thüringer bei seinem ersten Gegenbesuch Monate später im Westen Rhein und Mosel kennen. Der erste West-Bulli, einem geschundenen Winzer-T2, wurde von Frank in den Osten „überführt“.

Wunderschöne Treffen vom „Thüringer VW-Käfer und –Bus-Club“ auf dem Knüllfeld bei Oberhof folgten, -unvergessen! 1991 dann der Gegenbesuch der Bulli-Freunde aus Steinbach-Hallenberg beim 5. VW-Bus-Deutschland-Treffen am Deutschen Eck in Koblenz.

(Nicht nur dem Verfasser dieses Beitrags standen damals bei Ankunft des Konvois der Bullis mit DDR-Kennzeichen die Tränen in den Augen! Auch der Schlagbaum des Campingplatzes in Koblenz öffnete sich endlich für unsere Brüder und hübschen! Schwestern von drüben.

Noch an Pfingsten 1989, zuvor beim 4. VW-Bus-Deutschland-Treffen, hatte der Koblenzer Club-Moderator Jürgen Moosmann von der Bühne im Festzelt ins Mikrophon gesagt „Es wäre schön, wenn auch unsere Freunde aus der DDR an unseren Treffen teilnehmen könnten!“ Dies war nun wahr geworden!) …..

Doch zurück zum chaotischen Versuch den T3 namens „3G“ nach Polen zu schaffen. Wie bereits geschildert, waren das defekte Zugfahrzeug Dehler Optima 5,4 und besagtes Restaurierungsobjekt T3 von den polnischen Freunden abgeholt auf dem Weg per Trailer nach Jelenia Gora.

In Hötzelsroda, der Ortname klingt nach Gemütlichkeit und Geborgenheit, stand nun Manfred mutterseelenalleine mit seinem geliehenen Autotransportanhänger im kalten, neuen Gewerbegebiet. Der Anhänger musste zurück nach Koblenz, egal wie, und am Montag wollte Manfred auch wieder rechtzeitig seinen Arbeitsplatz besetzen.

Zurück zu Dank an Frank, dem o.g. Freund aus dem ca. 100 km entfernten Thüringen wieder ins Spiel. Spontan erklärte er sich mitten in der Nacht bereit, den Leihanhänger und den „Hötzelsrodaer Neubürger“ Manfred ins 350 km entfernte Koblenz zu bringen „Klaaar, hab ich eine Anhängerkupplung!“

Mit postgelben Uralt Passat Kombi mit 68 PS Diesel-Power, Laufleistung annähernd 600.000 km, links statt Rück- nur ein Schminkspiegel (eingeklebt), wurde der sauschwere Autotrailer gen Westen gezerrt. Ende gut, fast alles gut. Nach Heilgsprechung des Zugfahrzeuges „Hl. Passat“ trat Frank dann noch seine Rückfahrt von Koblenz nach Thüringen an. 800 Kilometer im Sinne der Freundschaft.

DANK AN FRANK

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