„Was für ne Geschichte!“

…so der anerkennende Kommentar seines Sohnes Joseph, als er vom Vater Manfred Klee die ganze Wahrheit chronologisch geschildert bekam.

Die unglaubliche Geschichte des legendären „Eastside Mayen“, einem steinalten VW-Bus aus dem Jahre 1965:

 

1976

Es war Liebe auf den ersten Blick! Manfred, der Vater kaufte, damals noch Student der Architektur, diesen schon stein-alten VW-Samba-Bus für sage und schreibe 800,–DM vom Schrottplatz, machte ihn fahrtüchtig und bereiste damit Europa (trank darin in Südfrankreich Rotwein und quälte den Bulli über die E6 bis ans Nordkap…etc.). Der im Jahre 1976 schon in die Jahre gekommene VW-Bus war für Manfred Klee Mannschaftstransporter (die Belegschaft eines ganzen Flures vom Studentenwohnheim konnte damit transportiert werden), Möbelwagen (die komplette Wohnzimmergarnitur von Tante Ingrid passte hinein), Abenteuerreisemobil (siehe Artikel) oder gar gelegentliche Lustwiese (dazu kein Kommentar, die beteiligten Mädels von früher leben noch!).

 

1979

Der damals zuvor nur noch aus chronischem Geldmangel nur mit Altöl geschmierte Motor gab seinen Geist auf, -er wollte einfach nicht mehr und sprang nicht mehr an. Es folgte zunächst die Abmeldung, dann der Notverkauf des alten VW-Bullis für 400,– DM an einen anderen jungen Mann aus Mayen. Dieser kaufte vielleicht den Bulli aus den gleichen Beweggründen wie seinerzeit Manfred Klee, -ein alter Bulli ist cool, vermittelt das Gefühl von Freiheit und Abenteuer und in Woodstock fuhr man das Auto auch. Doch der Käufer, besagter junger Mayener, stellte den „Eastside Mayen“-Samba einfach nur unter, weg, so wie er ihn gekauft hatte.

 

Die Jahre vergingen (1980 – 1992)

Während der Bus bei seinem neuen Besitzer einen Dornröschenschlaf hielt, träumte Manfred immer noch von den tollen Erlebnissen mit dem alten kastenförmigen Bulli, bereute oft, ihn damals überhaupt notverkauft zu haben, kaufte sich irgendwann einen anderen bewohnbaren VW-Bus und gründete 1981 den „VW-Bus-Club Koblenz“, -sicher war der „Eastside“-Samba der Auslöser dazu. Manfred wurde aber selbst über ein Jahrzehnt später nie müde, beim neuen Besitzer nachzufragen, zu betteln, den Oldtimer ihm wieder zurück zu verkaufen.

 

1993

Nach insgesamt 14 Jahren gelang es Klee das Objekt seiner Gegierde, seiner Träume, seiner Jugend tatsächlich zurück zu bekommen. Erstaunlich aus verschiedenen Gründen, denn a.) legte er dafür das Zehnfache (!) seines ehemals erzielten Verkaufpreises auf den Tisch und b.) befand sich sein „Eastside“ in absolut dem Zustand wie 1979 beim Verkauf. So füllten Klee’s Zigarettenkippen vom Nordkap immer noch den Aschenbecher, sogar eine „Knolle“, die die Parksünde der Vergangenheit dokumentierte, lag noch unter dem Armaturenbrett. Und dann der Rost, die Beulen und die vielen Reiseaufkleber der Klee’schen Ziele am Fahrzeug-Bug… Alles war so wie früher, unverändert.„So kann man sich auch die Jugend zurückkaufen“ sagte Klee stolz lächelnd, obwohl auch ein gewisser kaufmännischer Hintergedanke schon 1993 zu erkennen war: Denn für 14 Jahre Garagenmiete hätte man das Doppelte des erneuten Kaufpreises bezahlen können.

 

Weitere Jahre vergingen (1994 – 2007)

Der Dornröschenschlaf des alten VW-Busses wurde fortgesetzt, jetzt in Klee’s Bauerngehöft im Vorderhunsrück, das er zur Unterbringung seiner mittlerweile auf 14 Ur-VW-Busse angewachsenen Sammlung und als Ferienhaus für Freunde erworben hatte. Hier stand nun „Eastside Mayen“, sein allererster Bus, inmitten seiner Artgenossen mit den geteilten Frontscheiben, historischen Gerätschaften und Sammelnswertem.

 

2008

Das einzigste europäische Rock&Pop-Museum (Udo Lindenberg) in Gronau plante eine grosse Ausstellung über die „Flower-Power-Zeit“ und suchte einen authentischen VW-Bus aus dieser Ära. Aus einer Vielzahl von interessanten Bullis der 60-er Jahre wurde „Eastside Mayen“ ausgewählt, wegen seiner Patina, seiner Geschichte, und „er“ vertrat als automobiler Vertreter die Zeit der Studentenunruhen, der 68-er Generation mit Love and Peace. „Eastside“ überwinterte im beheizten Museum um daran anschliessend wieder in der hunsrücker Versenkung zu verschwinden.

Rock&Pop-Museum Gronau

Rock&Pop-Museum Gronau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2014 ( Ende April)

Das Theater der Stadt Koblenz plante für die Veranstaltung „Hair“ im Juli auf der Festung Ehrenbreitstein und suchte einen alten T1, -so werden die VW-Busse der ersten Generation genannt. Beim Besuch des Requisiteurs in Klee’s heiliger VW-Bus-Halle fiel, natürlich, die Wahl auf den legendären „Eastside“. Allerdings: Es ist eine Fahrszene innerhalb der Vorführungen geplant! Doch der Motor des nun wirklich in die Jahre gekommenen Ex-Neunsitzers ist seit 1979 nicht mehr gelaufen! Ob es den Freunden des VW-Bus-Club mit fachmännischer Unterstützung des Koblenzer Oldtimer-Spezialisten Rolf Bess gelingt, das Dornröschen „Eastside“ wach zu küssen, wollte auch ein am Donnerstag angereistes Fernsehteam des SWR wissen. Ob der tote Motor nach 35 Jahren wiederbelebt werden konnte ist am ……….in der Landesschau Rheinland-Pfalz zu sehen, -oder man besucht „Hair“ auf der Festung Ehrenbreitstein!

 

 

2016 ( Rosenmontag)

Traf sich damals die Clique um Manfred in den wilden 70-er Jahren in der Stammkneipe, dem Pub „Eastside“ in Mayen, so zog der treue „Eastside“-T1 im Rosenmontags-Umzug 2016 zusammen mit all den Freundinnen und Kumpels von damals wiedervereint durch die Straßen der Eifelstadt. Am Straßenrand unzählige Karnevalsjecken, die begeistert dem Oldtimer-Bulli und den Freunden applaudierten.

Ein wiederum unglaubliches Comeback.

“Eastside” als immer noch funktionierender Mädchen-Magnet

“Eastside” als immer noch funktionierender Mädchen-Magnet

  

 

One thought on “Die „Eastside“-Story

  • 1. Februar 2017 at 22:57
    Permalink

    Ja so kennn wir Manfred und seine Freunde aus Koblenz….

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